Sommerekzem – Ursachen, Linderungsmöglichkeiten und Einfluss der Fütterung
Immer mehr Pferde unterschiedlichster Rassen, Alters und Geschlechts leiden in den Sommermonaten unter einem massiven Juckreiz. Häufig ist dies bedingt durch eine allergische Reaktion gegen bestimmte Insektenarten und die Diagnose Sommerekzem stellt viele Pferdebesitzer vor eine große Herausforderung den betroffenen Pferden soweit als möglich Linderung zu verschaffen. Welche Möglichkeiten hier zur Verfügung stehen, möchten wir gerne im Folgenden etwas näher erläutern.
Ursachen und Symptome
Längst sind nicht mehr nur Robust- und Kleinpferderassen, wie z.B. Isländer und Shetland Ponies, vom Sommerekzem betroffen. Pferde verschiedensten Alters, Geschlechts und Rasse leiden in den Frühjahr- und Sommermonaten unter verstärktem Juckreiz, der in besonders ausgeprägten Fällen massiv das Allgemeinbefinden beeinträchtigen kann. Beim Isländer konnte zusätzlich eine genetische Veranlagung zum Sommerekzem beobachtet werden, was für andere Rassen noch nicht beschrieben wurde. Verursacht wird das Sommerekzem durch eine Allergie gegen Insekten (Culicoides spp.), vor allem die Kriebelmücke. Welche Allergene aus dem Speichel genau die allergische Reaktion auslösen, ist allerdings leider noch nicht bekannt. Aus diesem Grund ist eine ursächliche Heilung des Sommerekzems derzeit leider nicht möglich.
Welche Symptome gibt es beim Sommerekzem?
Die Symptome können individuell variieren. Häufig zeigt sich der Juckreiz an Mähne, Schweifansatz und Bauchnaht. Aber auch Gesicht, Schenkelinnenseiten, Euter und Schlauch sind oftmals betroffen. Die Pferde versuchen sich Linderung zu verschaffen, indem sie sich an z.B. Holzbalken im Stall/Unterstand scheuern, die Herdenmitglieder verstärkt zur Fellpflege auffordern, oder beispielsweise mit der Hinterhand unter den Bauch treten. Viele Pferde wirken auch gerade in den Zeiten, in denen die Kriebelmücke besonders aktiv ist, massiv gestresst und suchen, wenn es ihnen möglich ist, Zuflucht im Unterstand. Beobachtet werden kann eine Verdickung der Haut, es kommt zu Pusteln, Schuppen- und Krustenbildung und durch das Scheuern tritt Haarverlust bis zum vollständigen Fellverlust ein. Das Scheuern führt im schlimmsten Fall zu offenen, nässenden Hautwunden, die bei entsprechender Lokalisation, z.B. in der Gurtlage, dazu führen können, dass die Pferde nicht geritten werden können.
Welche Ursachen liegen dem Sommerekzem zugrunde?
Die Ausprägung des Sommerekzems kann von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein und manche Pferde entwickeln das Sommerekzem auch erst im Laufe ihres Lebens oder es verschwindet nach einigen Jahren wieder. Verstärkt werden können die Symptome durch Defizite des Immunsystems, z.B. nach einem überstandenen Infekt im Winter, Sonne, Pollenflug und die Wetterlage insgesamt. Infolge eines feuchten Frühjahrs steigt die Belastung durch die Kriebelmücken, da feucht-warmes Wetter ideale Brutbedingungen für die Insekten darstellt. Gerade Pferde in Offenstallhaltung, die sich viel auf der Weide aufhalten, leiden hier dann besonders.
Hinzu kommt, dass bei vielen Pferden eine Stoffwechselüberlastung und Leberbelastung beobachtet werden kann. Dies kann durch verschiedene Auslöser bedingt sein. Zum einen kann eine Stoffwechselüberlastung durch Schimmelpilztoxine und Keimbelastungen aus dem Grundfutter resultieren. Achten Sie daher gerade bei Ekzem-Pferden auf ein hygienisch einwandfreies Grundfutter. Leider ist besonders häufig Silage toxin- und keimbelastet und sollte daher in der Fütterung vermieden werden.
Eine weitere Ursache, die die Ausprägung des Sommerekzems negativ beeinflussen kann, ist, dass das Pferd heutzutage z.B. aufgrund der intensiven Landwirtschaft mit zahlreichen, ihm unbekannten Substanzen ausgesetzt ist. Hierzu zählen Grasneuzüchtungen, der Einsatz von Kunstdünger, Insektiziden und Pestiziden etc. Die Weiden, auf denen die Pferde heutzutage gehalten werden, entsprechen auch nur noch in den seltensten Fällen dem „ursprünglichen Weideland“, auf denen das Pferd Jahrtausende gegrast hat. Die Zucker- und Eiweißmengen, die die Pferde über das Gras zu sich nehmen, führen ebenso häufig zu einer Stoffwechselüberladung und können so Juckreiz weiter forcieren.
Über getreidehaltiges Kraftfutter, das häufig noch zusätzlich mit Melasse versetzt wird, werden dem Pferd weitere Zucker- und Stärkequellen zur Verfügung gestellt, was die Leber weiter belastet. Auch Aromastoffe und Konservierungsmittel werden von vielen Pferden nicht vertragen. Infolgedessen kann die Leber als zentrales Entgiftungsorgan nicht mehr arbeiten, dies nimmt Einfluss auf das Immunsystem, dieses entgleist und es kommt zu überschießenden allergischen Reaktionen.
Durch die intensive Beweidung bzw. die im Vergleich zu früher intensive Landwirtschaft, sind die Böden extrem nährstoffarm geworden, und der tägliche Bedarf an Mineralien, Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren, kann heutzutage über das Grundfutter kaum noch gedeckt werden. Aber gerade Pferde, die zu überschießenden Immunreaktionen - zu denen das Sommerekzem zählt - neigen, haben einen erhöhten Bedarf an diesen Nährstoffen. Hier spielen besonders die Spurenelemente, allen voran Zink, und schwefelhaltige Aminosäuren eine wichtige Rolle. Hat das Pferd beispielsweise bereits einen Zinkmangel, den es über das nährstoffarme Grundfutter (Heu, Gras) nicht mehr decken kann, können Immunsystem und Stoffwechsel noch weiter ins Ungleichgewicht geraten und das Sommerekzem nimmt in seiner Ausprägung weiter zu. Auch Störungen der Darmflora können Einfluss auf das Sommerekzem nehmen.
Linderungsmöglichkeiten - äußerlich
Äußerlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten dem Pferd etwas Linderung zu verschaffen. Am häufigsten findet die Ekzemerdecke Einsatz und bietet auch nach wie vor den Ansatz der höchste Erfolgsquote liefert. Das Anlegen einer Ekzemerdecke führt zu einer Verminderung der Allergenexposition (die Pferde werden nicht mehr so viel gestochen) und so die allergische Reaktion minimiert wird. An besonders heißen Tagen, wenn manchen Pferden die Ekzemerdecke zu heiß ist, bieten auch Fliegendecken mit Hals- und Bauchteil eine gute Möglichkeit. Viele Pferde ziehen nach einer Eingewöhnungsphase die Decken gerne an und stecken bereitwillig den Kopf in das angebotene Halsteil.
Auch das Anbringen von Vorhängen aus Plastik am Eingang des Offenstalles kann helfen, da den Pferden so eine Rückzugsmöglichkeit vor Insekten gegeben wird. Bei Pferden in Box-Weide-Haltung ist es sinnvoll den Weidegang auf die Nacht oder die frühen Morgenstunden zu verlegen, da so die Flugzeiten der Kriebelmücken umgangen werden.
Zur Pflege der Haut eignen sich milde Hautlotionen, die je nach Ausprägung und Herstellerangaben täglich aufgetragen werden sollten. Welches am Markt verfügbare Produkt hier am besten hilft, muss in den meisten Fällen durch Ausprobieren eruiert werden. Es sollte aber nicht im 3-4 Tagesrhythmus das Produkt gewechselt werden, da dies wiederum ebenfalls eine Allergie auslösen kann. Es kann sein, dass ein Produkt, das im einen Jahr sehr gut angeschlagen hat, im nächsten Jahr nicht mehr funktioniert. Hier muss dann auf ein anderes Produkt umgestellt werden. Da das Fell durch das Auftragen der Lotionen, Öle etc. häufig verklebt, Schmutz - wie Sand, Einstreu, etc – kleben bleibt und dies zusätzlich juckt, sollten die betroffenen Hautpartien stets gereinigt werden und ab und zu mit milden Shampoos vorsichtig gewaschen werden. Hier sollte aber auf Shampoos speziell für Pferde oder im Idealfall für Ekzemer zurückgegriffen werden und kein Shampoo aus dem Drogeriemarkt für den Menschen.
Linderungsmöglichkeiten innerlich - Einfluss der Fütterung
Über die Fütterung kann sowohl Sommerekzem gefährdeten, als auch bereits vom Sommerekzem betroffenen Pferden sehr viel geholfen werden. Die folgenden Punkte sollten daher bei der Fütterung berücksichtigt werden:
- Einsatz von hygienisch einwandfreiem Grundfutter
Achten Sie darauf, dass das Grundfutter so keim- und schadstofffrei wie möglich ist. Toxin- und Schimmelpilzbefall im Heu sollte unbedingt vermieden werden. Auch Silage sollte aufgrund der oftmals verstärkten Keimbelastung und dem hohen Eiweißgehalt nicht Bestandteil der Fütterung sein:
- Reduktion der Zucker-/Stärke- und Eiweißzufuhr
Vermeiden Sie melassierte Müslis, die zusätzlich häufig noch mit Konservierungsstoffen, für Pferde ungeeignete Getreidesorten und ätherischen Ölen versetzt sind. Hier wird dem Pferd nur noch eine weitere Zucker- und Stärkequelle zur Verfügung gestellt und die wenigsten Pferde benötigen neben dem Grundfutter noch eine allzu große Kraftfuttermenge. Für ein Plus an Energie eignen sich für vom Sommerekzem betroffene Pferde reine Getreideflocken, wie z.B. hydrothermisch aufgeschlossene Hafer-, Mais- und Gerstenflocken.
Häufig führt auch eine Umstellung auf eine getreidefreie Fütterung zu einer Verbesserung der Symptomatik bei Hautproblemen. Eine zu hohe Eiweiß- und Zuckerzufuhr kann zu einer Leber- und Stoffwechselüberlastung beitragen, was sich in Hautproblemen oder einer Verschlimmerung des Sommerekzems äußern kann.
Als Kraftfutterersatz empfehlen wir daher Heu- und Luzernecobs, Luzerne Faser oder Racy Beets (unmelassierte Zuckerrübenschnitzel). Diese Futtermittel haben sich hier sehr bewährt